Verantwortungsvoller und erweiterter Unterrichtsbetrieb in den Schulen der Primarstufe ab dem 15. Juni 2020

Die Situation in den Schulen in Deutschland, aber insbesondere auch in Nordrhein-Westfalen ist eines der zentralen Themen in der Corona-Pandemie. Am 23. April 2020 hat die Landesregierung mit einem eingeschränkten Unterrichtsbetrieb begonnen, der sich – trotz der in der Natur der Sache liegenden Herausforderungen – als erfolgreich erwiesen hat.

Die Einzigartigkeit der Dynamik der Corona-Pandemie erfordert, dass Entscheidungen fortlaufend neu bewertet und weitere Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden müssen. Drei Faktoren waren nun ausschlaggebend dafür, dass ab dem 15. Juni 2020 in den Grundschulen und den Primarstufen der Förder- und Primusschulen ohne eine Teilung der Lerngruppen wieder im Klassenverband unterrichtet wird.

Erstens gibt es ein deutlich verändertes Infektionsgeschehen. Die landesweiten Infektionszahlen sind in den letzten Wochen ungeachtet der mittlerweile erfolgten Aufhebungen von Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens kontinuierlich gesunken. Seit den ersten Öffnungen am 20. April 2020 ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Nordrhein-Westfalen um mehr als 75 Prozent zurückgegangen.

Zweitens hat die Wissenschaft inzwischen zusätzliche Erkenntnisse gewinnen können. Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche stellen laut wissenschaftlicher Fachgesellschaften unter Einhaltung gewisser Hygienestandards keine signifikante Risikoumgebung dar. Andere Staaten mit mehrwöchigen Öffnungserfahrungen ihrer Schulen berichten übereinstimmend, dass es seit der Öffnung der Schulen keine Auffälligkeiten bei den Infektionszahlen gegeben hat.

Drittens sind die sozialen Folgewirkungen des eingeschränkten Schulbetriebs insbesondere auf die Kinder und Jugendlichen sowie die Familien dauerhaft zu berücksichtigen. Ein eingeschränkter Schulbetrieb bedeutet immer auch einen Verlust an Bildungsgerechtigkeit und Zukunftschancen. Kinder brauchen aber auch den direkten Kontakt mit gleichaltrigen für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung. Eltern können die doppelte Belastung aus Lehrkraft und Erziehungsperson sein bei gleichzeitiger Erwerbstätigkeit nicht dauerhaft stemmen.

Nach fast zehn Wochen eines eingestellten oder deutlich eingeschränkten Unterrichtsbetriebs ist es daher von besonderer Bedeutung, gerade den Kindern der Primarstufe vor den anstehenden Sommerferien nochmals einen durchgehenden, mehrtägigen und geordneten Schulalltag zu ermöglichen. Die Lehrkräfte erhalten so die Möglichkeit, um feststellen zu können, wie sich die Erfahrungen und geänderten Tagesabläufe der letzten Wochen gerade auf diese jüngeren Schülerinnen und Schüler ausgewirkt haben, wie die Kinder die Zeit ohne einen strukturierten schulischen Alltag, vielfach ohne ihre gewohnten Spielkameraden und gewohnte Bezugspersonen erlebt haben. Und die Lehrkräfte erhalten so noch vor den Sommerferien die Chance, sich einen umfassenden Überblick zum Lernstand der Kinder zu verschaffen.

Für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte und letztlich für uns alle ist dies vor allem aber auch ein Signal, dass Schule nach dem Ende der Ferien so normal wie möglich wieder stattfinden soll.